Südbahnhof Heilbronn Baufeld 8

Wohn- und Geschäftshaus mit Energiezentrale, Gewerbeeinheit, 80 Wohneinheiten und Tiefgarage mit 65 Stellplätzen

Projektdaten


Auftraggeber: ZEAG Energie AG

Gewerbefläche: ca. 160 m²
Energiezentrale: ca. 240 m²
Wohnfläche Wohnen: ca. 1.800 m²
Wohnfläche Wohnheim: ca. 1.500 m²
Kubatur: ca. 30.950 m³

Leistungsphasen: 1-4
Fertigstellung: 11/2017

Entwurf: Carmen Nemenz, Hajo Kiehl und Stefanie Gruschwitz
Freianlagen: Ursula Staudenrausch

Bebauungsplan: Jessica Waibel und Nicolas Pollich
Fotos: Rieker Fotografie, Göppingen

Beschreibung


Das Baufeld 8 befindet sich an einer prominenten städtebaulichen Stelle: Es ist der weithin wahrnehmbare Eingangsbereich zur Heilbronner Kernstadt an der Stuttgarter Brücke und zugleich östlicher Endpunkt des neuen Baugebietes auf dem Gelände des ehemaligen Südbahnhofs, dessen Aufsiedlung nahezu abgeschlossen ist. Die Komplexität der Bauaufgabe wird erhöht durch den Höhenversatz von ca. 9 m zwischen Stuttgarter Brücke und der Ebene des Südbahnhofareals, der extremen Lärmbelastung durch die Stuttgarter Straße, den schwierigen Baugrund, die Anforderungen durch die bestehende Gashochdruckleitung, sowie das, zur Anbindung an die Stuttgarter Straße erforderliche, Brückenbauwerk.
Die Gliederung des Gebäudekomplexes nimmt den Duktus der Wohnbebauung an der Westseite auf. Der Baukörper an der Stuttgarter Brücke hat Signalwirkung am Stadteingang und fungiert gleichzeitig als Schallschutz für die dahinterliegende Bebauung, deren Höhe nach Westen hin abgestaffelt wird.

Die 3 Baukörper stehen auf einem durchgehenden Sockel, der an der Ostseite die Höhe an der Stuttgarter Brücke aufnimmt, an der Nordseite an den bestehenden Fußweg anschließt und sich, entsprechend der Höhenverhältnisse, von Ost nach West abtreppt. Die Dachfläche des Gebäudesockels ist gleichzeitig Erschließungsebene für die Häuser und gemeinsam nutzbarer zentraler Freiraum.


Die städtischen Zielvorgaben für den Bereich des ehemaligen Südbahnhofs wurden mit der Aufstellung des Bebauungsplan 06B/15 „Südbahnhof Teilgebiet 1“ definiert. Die ursprünglich an der Stuttgarter Brücke vorgesehene rein gewerbliche Nutzung steht im Widerspruch zu der gestiegenen Nachfrage nach Wohnraum für Familien und Flächen für andere Nutzungsgruppen wie Studierende und möglicherweise medizinisches Personal oder Menschen mit Pflegebedarf. Realisiert wurde überwiegend Wohnnutzung, ergänzt durch Gewerbeflächen und eine der Versorgung des Südbahnhof-Areals dienende Energiezentrale.
Zur Schaffung der planungsrechtlichen Voraussetzungen für die nun vorgesehenen Nutzungen und Kubaturen, wurde eine Änderung des Planungsrechts in diesem Teilbereich durch den vorhabenbezogenen Bebauungsplan 06B/20 notwendig.


Während im Außenbereich der Blockrand belegt wird, lassen im Innenbereich gezielte Abweichungen vom rechten Winkel den zentralen Gartenhof weiter erscheinen, so dass die hohe bauliche Dichte verträglich ist. Die Formensprache und wiederkehrende Elemente binden die 3 Häuser zu einer gestalterischen Einheit zusammen.
Der Gebäudekomplex dient überwiegend dem Wohnen. Das Wohnheim, im östlichen Baukörper, erhält zur Stuttgarter Brücke eine Lärmschutzfassade, während zum Wohngebiet hin die kubischen Balkonelemente farbige Akzente setzen. In den beiden Wohnhäusern bieten bodentiefe Fenster und großzügige Eckbalkone Ausblicke ins Quartier und in die Landschaft, die versetzte Anordnung von offenen und geschlossenen Flächen wirkt lebendig.
Der in dunklem Klinker eingefasste Sockel hebt sich optisch von den hellen Wohngebäuden ab. Er beinhaltet die Energiezentrale, die das gesamte Areal des ehemaligen Südbahnhofs versorgt, sowie die Garage mit Zufahrt von der Stuttgarter Brücke, Ausfahrt – standortbedingt - 3 Ebenen tiefer, an der Happelstraße.


Die Freianlagen des Baufeldes gliedern sich in zwei unterschiedliche Bereiche:
Die Grün- und Erschließungsflächen, die den Gebäudekomplex umgeben, sowie der zentrale Gartenhof, welcher die einzelnen Gebäude miteinander verbindet.
Die umgebenden Freianlagen dienen der Andienung der einzelnen Eingänge zu den Gebäuden. Im Westen sind den Gebäuden oberirdische Stellplätze mit dazwischenliegenden Baumquartieren vorgelagert.

Die Gestaltung des Gartenhofs nimmt Bezug auf die Gebäuden und deren Kanten. So bildet das Haus an der Brücke einen Abschluss, einen Querriegel zu der in Schienenrichtung laufenden Entwurfsidee der umliegenden Außenanlagen. Der im Vorbereich des Hauses liegende Gartenhof erhält somit die gleiche Querausrichtung in seinen Elementen. Im Norden des Gartenhofs wird ein Spielbereich mit Baumbeet von Belagsflächen umgeben, die sich bei der Freitreppe zu einem zentralen Platz weitet. Von der Platzfläche aus gibt es Zugänge zu den Gebäuden. Die unterschiedlichen Nutzungsbereiche werden durch Beete und Sitz-Liegeelemente gegliedert.

Als Hauptbaumart sind fünf kleinwüchsige Blaseneschenbäume geplant, diese werden ergänzt durch eine locker wachsende Gleditschie. Dem nördlichen Haus sind zwei großzügige Rasenflächen mit Beeten vorgelagert. Alle Beete im Bereich des Gartenhofs erhalten eine Aufkantung aus Stahl, zur notwendigen Vergrößerung der Substratmenge.