Wohnbebauung „Neckarpark“ in Nürtingen

Wohnbebauung aus 10 Mehrfamilienhäusern mit 155 Wohneinheiten und einer Tiefgarage mit 161 Stellplätzen, Umnutzung des denkmalgeschützten „Siechenhauses“ und einer Kapelle

Projektdaten


Bauherr: BPD Immobilienentwicklung GmbH

Grundstücksgröße: 14.100 m²

Wohnfläche: ca. 14.030 m²

Entwurf: Markus Greif, Ulrich Neumann, Murat Turan

Projektleitung: Heinz Hofrichter

Planung: Claudia Feyrer, Kyoung Hee Jeon, Steffen Gröber

Freianlagen: Ursula Staudenrausch

Bebauungsplan: Kornelia Brändle, Mareike Till

Beschreibung


Der Betrieb der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Stuttgarter Straße in Nürtingen wurde im Frühjahr 2017 aufgegeben. Das Grundstück mit ca. 14.100 m² stand daher für eine städtebauliche Neuordnung zur Verfügung und ist durch die Nähe zu Innenstadt und die direkte Lage am Neckar als sehr wertvolle Fläche für eine Innenentwicklung anzusehen.
Im Rahmen eines Bieterverfahrens erhielt die BPD Immobilienentwicklung GmbH den Zuschlag für den Erwerb des Grundstücks. Die weiteren Planungen für das Gebiet „Neckarpark“ wurden durch den Gestaltungsbeirat der Stadt begleitet.


Die Bebauung gruppiert sich um die „Grüne Mitte“ mit altem Baubestand und den historischen Bauten Siechenhaus und Kapelle. Der Entwurf reagiert mit einer recht linearen Bebauung entlang der stark befahrenen Stuttgarter Straße und mit punktförmigen Gebäuden zum Neckar hin. So öffnet sich das neue Wohngebiet mit hochwertigem Außenräumen für alle Bewohner zum Fluss. Der Bebauungsplan „Am Wasen“ wurde 2016 im beschleunigten Verfahren aufgestellt. Bei der sehr komplexen Durchführung des Verfahrens waren eine Vielzahl von Belangen zu beachten. Neben dem erforderlichen Hochwasserschutz waren u.a. die Themen Verkehr und Verkehrslärm, Luftschadstoffe, Artenschutz, Denkmalschutz, archäologische Bodenfunde, Altlasten, Wasserschutzgebiete etc. abzuarbeiten. Als Voraussetzung für die Umsetzung wurde der Bebauungsplan Ende 2019 vom Gemeinderat zur Satzung beschlossen.


Das Konzept des neuen Wohnquartiers sieht auf Grund der starken Lärmbelastung an der Stuttgarter Straße eine geschlossene Bebauung vor. Zum Neckar hin öffnet sich das Quartier mit einzelnen Baukörpern und lässt somit Durchblicke zum Neckar auch für die Gebäude an der Stuttgarter Straße und den Innenbereich zu. Die vier unterschiedlichen Haustypen gruppieren sich um die „Grüne Mitte“ mit der historischen Kirche und prägenden Bestandsbäumen. Die beiden nördlichen Dreispänner lehnen sich in der Dimensionierung an das historische Siechenhaus an und erscheinen mit demselben als eigenständiges Ensemble. Dadurch wird das Quartier nach Norden abgeschlossen und mit dem alten Friedhof

im Norden verwoben. Das Siechenhaus soll denkmalgerecht umgebaut werden und eine Kindertagesstätte beherbergen. Die Struktur der drei Punkthäuser am Neckar mit den Durchblicken schafft den Hauptbezug der „Grünen Mitte“ zum Wasser und damit zur historischen Stadt. Die Staffelung und Drehung dieser Häuser bieten für möglichst viele Wohnungen Freiräume und einen Bezug zum Neckar. Das abschließende größere Punkthaus im Osten fungiert als räumlicher Abschluss des dreieckigen mittleren Grünraums und schafft einen markanten Akzent mit hohen Aufenthaltsqualitäten am Neckar. Die lineare, geschlossene Bebauung entlang der Stuttgarter Straße leistet den Schallschutz für die dahinterliegenden Gebäude.

Nürtingen Neckarpark

Charakteristisch für den grünen Uferbereich nördlich und südlich des neuen Wohnquartiers sind die vielen stattlichen Bäume, die locker über die weitläufigen Grünflächen verstreut sind. Diese Baumstruktur wird im Quartier durch die Bestandsbäume sowie neue Bäume ergänzt, sodass der Parkcharakter durch das Gelände hindurchfließt. Die privaten Flächen direkt an den Wohngebäuden sind gegenüber den gemeinschaftlichen Flächen angehoben. Zwischen den einzelnen Gebäuden sind Seitenarme der ‚Grünen Mitte‘. Diese stellen einen Bezug zum Neckar her und sind ebenfalls etwas tiefer angeordnet als die privaten Flächen. Die gemeinschaftlichen Flächen umspülen die privaten Bereiche. Die thematisch unterschiedlich gestalteten Grünbereiche werden miteinander verwoben, um die denkmalgeschützte Kapelle entsteht als „Grüne Mitte“ eine parkähnliche Aufenthaltsfläche.

Im Süden des Quartiers ist eine baumüberstandene Platzfläche als Quartierstreff geplant. Dieser Platz wird fußläufig im Westen an die Stuttgarter Straße und im Osten an den Neckarradweg mit einem halböffentlichen Platz angebunden, der sich zum Fluß hin öffnet. Etwa 560 qm der Freianlagen werden als hochwertige Spielflächen für die Kinder der Bewohner ausgestattet. Teile der Spielflächen, die direkt an den öffentlichen Fußweg zwischen Stuttgarter Straße und Platz am Neckar grenzen, sind für alle nutzbar. Im Bereich der Kapelle und dem Siechenhaus bleiben prägende Bestandsbäume erhalten. Zudem werden ca. 40 neue Bäume als Kompensationsmaßnahme gepflanzt. Dies wurde durch den Bau der Hochwasserschutzanlage und der Tiefgarage notwendig.